Zwischen Freiburg und Buenos Aires
Die Kooperationstagung ,Evangelium und Kultur‘ bringt einige deutsche Theologen nach Buenos Aires
Vom 20. bis zum 22. März 2024 fand an der Päpstlichen Katholischen Universität Argentinien in Buenos Aires die Kooperationstagung ,Evangelium und Kultur‘ zwischen den Theologischen Fakultäten Freiburg und Buenos Aires statt. Diese Tagung ist Teil eines umfassenderen Kooperationsabkommens zwischen den beiden Institutionen, das den Austausch von Studierenden, Doktoranden, gemeinsamen Forschungsprojekten, usw. fördern will. Im Jahr 2022 wurde das Kooperationsabkommen bei dem Besuch des Dekans der Theologischen Fakultät von Buenos Aires, Carlos Galli, abgeschlossen.
Über die Ländergrenzen hinweg: Bewusstsein als Weltkirche
Die Initiative zu diesem Austausch geht auf die Einladung von Karl-Heinz Braun an mich zurück, als sein Assistent in Freiburg zu forschen und mich hier zu habilitieren. In verschiedenen Lehrveranstaltungen konnte ich das Interesse der Studierenden an Lateinamerika wahrnehmen. Seither fördere ich diese Zusammenarbeit in der Überzeugung, dass dieser Austausch die Perspektiven beider Institutionen bereichert und unser Bewusstsein als Weltkirche stärkt. An der Theologischen Fakultät Freiburg bin ich auf großes Interesse und Unterstützung gestoßen, wofür ich sehr dankbar bin.
Das Fundament: Kooperationsvertrag aus dem Jahr 1968
Die Beziehungen zwischen den beiden Fakultäten reichen bis in das Jahr 1968 zurück, als Prof. Peter Hünermann (Freiburg, Deutschland) und Prof. Carmelo Giaquinta (Buenos Aires, Argentinien) einen Kooperationsvertrag zwischen dem Institut für Religionsphilosophie und der Theologischen Fakultät in Buenos Aires unterzeichneten, der auch die Grundlage für die Gründung des Stipendienwerks Lateinamerika-Deutschland bildete. Das neue Abkommen knüpft an diese gemeinsame Vergangenheit an und gibt der Zusammenarbeit zwischen beiden Institutionen neue Impulse.
Forschen, entdecken und diskutieren: Die Kirche im 21. Jahrhundert
Vier Freiburger Professoren und ich reisten in die große Metropole am Rio de la Plata, in meine Heimatstadt Buenos Aires (Argentinien), wo wir von einer Delegation der Theologischen Fakultät, empfangen wurden. Bei der Tagung ,Evangelium und Kultur‘ geht es darum, die Herausforderungen des Glaubens und der Kirche im 21. Jahrhundert aus verschiedenen theologischen und philosophischen Perspektiven und deren interdisziplinären Beziehungen zu erforschen, zu entdecken und zu diskutieren. Wie verstehen wir den Glauben? Gibt es einen Glauben ohne eine Kultur, die ihn zum Ausdruck bringt? Was ist diese Kultur? Gibt es eine Kultur, die als normativ bezeichnet werden kann? Wie verhalten sich Frauen und Männer aus verschiedenen Kulturen in der Kirche zueinander? In den Vorträgen wurden Aspekte, Dimensionen und Schlüssel zum Verständnis unserer Gegenwart als Kirche behandelt.
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: Drei Tagungstage
Insgesamt wurden neun Vorträge gehalten, an die sich jeweils eine interessante Diskussion anschloss. Zur Erleichterung der Kommunikation stand ein Simultanübersetzungsteam zur Verfügung. Die Tagung war in drei Tage gegliedert und stand unter dem Motto: ,Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft‘. Zu Beginn wurde die Tagung von Prof. Helmut Hoping eröffnet, der zusammen mit der Freiburger Delegation dem Dekan Prof. Carlos Galli ein institutionelles Geschenk überreichte: eine wertvolle Büchersammlung mit den wichtigsten Publikationen der Fakultät. Am ersten Tag hielten die Professoren Helmut Hoping, Marcela Mazzini und Klaus Baumann Vorträge. Am zweiten Tag gab es ein biblisch-patristisch-historisches Panel mit Horacio Lona, Doktor Honoris Causae der Universität Freiburg, Ferdinand Prostmeier und mir. Am dritten Tag hielten Markus Enders, José Carlos Caamaño und Carlos Galli Vorträge.
Tangoshow, Plaza de Mayo und Asado: Kulturelles und gastronomisches Programm
Die Theologische Fakultät von Buenos Aires bot an jedem Tag anschließend an die Vorträge und Diskussionen des Vormittags ein Mittagessen im Priesterseminar an, zu dem verschiedene Professoren oder Mitarbeiter der Fakultät eingeladen waren und sehr interessante Gespräche stattfanden und neue Kontakte geknüpft wurden. Jedem Tag folgte ein reichhaltiges kulturelles und gastronomisches Programm in Buenos Aires. Neben der Besichtigung des historischen Priesterseminargebäudes, der beeindruckenden Bibliothek mit einer Ausstellung alter Bücher und dem Zimmer des damaligen Kardinals Jorge Bergoglio konnten wir unter anderem das weltberühmte Opernhaus Teatro Colón besuchen und die Weite des Rio de La Plata, die Plaza de Mayo, die Kathedrale und das historische Zentrum bewundern, Erzbischof Mario Poli treffen, die alte Kirche von Nuestra Señora del Pilar besuchen, die ursprünglich dem Franziskanerorden gehörte und an den berühmten Friedhof von Recoleta angrenzt, und durch die Straßen dieses Viertels spazieren, das einige der architektonischen Höhepunkte des ,Paris Südamerikas‘ widerspiegelt. Ein Höhepunkt des Besuchs war das große Grillfest ,Asado‘, ein typisch argentinisches Fest mit Empanadas (mit Hackfleisch oder Mais gefüllte Teigtaschen), Salaten, Wein und Desserts, das uns am Abend des zweiten Tagungstages geboten wurde. Während des Grillfestes wurden eine Tangoshow und ein typisch argentinischer Folkloretanz gezeigt.
Kultureller Reichtum und komplementäre Perspektiven: Grundsteine für eine wachsende Zusammenarbeit
Die kulturellen Besuche und die Begegnungen mit den verschiedenen Interessierten während der Tage haben es uns ermöglicht, den Reichtum der beiden Kulturen und die Komplementarität der Perspektiven zu erfassen und den Grundstein für eine wachsende Zusammenarbeit in der nahen Zukunft zu legen. Die Tagung war ein großer Erfolg und eine Tagung der beiden Institutionen in Deutschland im Jahr 2025 ist bereits in Planung. Darüber hinaus entwickeln wir ein Rahmenforschungsprojekt zwischen den beiden Institutionen, das Studierende und Doktoranden für Forschungs- und Studienaufenthalte in Argentinien und Deutschland gewinnen könnte. Bitte melden Sie sich gerne bei mir, wenn Sie Interesse daran haben.
Federico Tavelli
PD. Dr. Federico Tavelli, geboren und aufgewachsen in Buenos Aires, Argentinien, vertritt während seiner Vakanz den Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte an der Theologischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Deutschland). Er ist auch Dozent an der Theologischen Fakultät der Pontificia Universidad Católica Argentina (Argentinien) und Zuständiger für die Kooperation Freiburg-Buenos Aires.
Weitere passende Beiträge
Diskutieren Sie mit uns!