What’s behind? Fenster zur Theologie – Einige Blitzlichter zum Dies Academicus der Theologischen Fakultät Freiburg
Keynotes, Workshops, eine literarische Performance und viel Raum für Diskussionen: Dies bot der diesjährige Studientag (Dies Academicus) zum Thema „What’s behind? Fenster zur Theologie“, den junge Theolog*innen der Theologischen Fakultät Freiburg am 10. Juni 2024 organisiert haben.
Was sind Inhalte, Aufgaben und Herausforderungen, denen sich junge Theolog*innen annehmen, angesichts einer Wissenschaft, die gleichermaßen angefragt und gefordert ist? Welchen Beitrag kann eine Theologie im Ringen um die Fragen der Zeit leisten? Welche Rolle soll eine Theologie im universitären Kontext spielen? Welche Wissenschaften und deren Erkenntnis entfalten eine Relevanz für theologische Felder?
Als junge Theolog*innen an der Universität Freiburg haben wir uns zusammengetan, um diesen Fragen im Rahmen von What’s behind? Fenster zur Theologie nachzugehen.
Wir, das sind Clemens Hermann Wagner, Elisabeth Fock, Christoph Koller und Anne-Kathrin Fischbach. Wir wollen aufzeigen, welche Vielfalt und Kreativität von der universitären Theologie ausgehen kann. So haben wir einen Studientag konzipiert, der durch ein vielfältiges Programm die einzelnen Disziplinen der Theologie/Religionswissenschaft an der Theologischen Fakultät Freiburg abbildet und zugleich darüber hinaus geht. Wir haben junge Theolog*innen anderer Universitäten eingeladen, um mit ihnen über ihre Forschungen und Diskurse in einen Austausch zu kommen. Mit dem Ministerium für Mitgefühl haben wir ein Künstler*innenkollektiv eingeladen, einen eigenen literarisch-performativen und politischen Akzent zu setzen.
Der Tag mündete schließlich in ein öffentliches Fest der Theologischen Fakultät.
Blitzlichter, eingefangen von der Redaktion:
Das beworbene Programm hat Interesse geweckt, sodass im Foyer der Theologischen Fakultät viele Studierende, Dozierende und an der Theologie Interessierte der Eröffnungsansprache und Vorstellung des Programms sowie der Referent*innen lauschten:
Mira (Theologie, Studienabsolventin) : „Ich bin auf die Referent*innen gespannt und finde auch das Thema cool, was wohl hinter dem Fenster der Theologie alles so steckt und wo das hinführen kann. Ich will auf jeden Fall den Vortrag G*tt! Wie queer ist das denn? besuchen, weil ich dazu bisher zu wenig im Studium gehört habe und das will ich jetzt nachholen.“
Florian (Theologie, 5. Semester): „Ich freue mich darauf, heute mit der ganzen Fakultät unterwegs zu sein und semesterübergreifend mit Menschen in Kontakt zu kommen. Ich möchte den Vortrag Rationale Männer, emotionale Frauen. Zur verhängnisvollen Beziehung von Vernunft und Gefühl besuchen und dann muss ich mich noch entscheiden, wie es weiter geht, es klang alles sehr spannend.“
Neben dem Workshop von Vera Uppenkamp (Lüneburg) zu einer heteronormativitätskritischen und queer-theologischen religiösen Bildung und von Stephanie Höllinger (Mainz) zur verhängnisvollen Beziehung von Vernunft und Gefühl, gaben Benedikt J. Collinet (Innsbruck) einen Workshop zu Bibelwissenschaften dekolonialisieren und Daria Hartmann (Münster) zu QAnon und Verschwörungstheorien aus religionswissenschaftlicher Perspektive. Nach diesen vier Workshops berichteten einige Studierende und Dozierende von ihren Highlights des Tages:
Lena (Theologie, 6. Semester): „Ich habe gerade den Vortrag Bibelwissenschaften dekolonialisieren besucht. Mir ist bewusst geworden, wie stark die Bibelauslegung, gerade die des Alten Testaments, durch den Westen und insbesondere Deutschland geprägt ist. Das war mir nie so bewusst und ich finde es eine total spannende Frage, inwiefern das die Auslegungen beeinflusst.“
David (Theologie, 4. Semester): „Im ersten Vortrag, den ich besucht habe, ging es um das Verhältnis von Gefühl und Vernunft. Das waren Gedanken, die kennt man so aus der Theologie gar nicht, weil im Wissenschaftsbetrieb Emotionalität selten eine Rolle spielt. […] Ich fand total spannend, wie die Emotionalität Einfluss auf die Theologie hat.“
Dr. Matthias Huber (ehem. Hochschulpfarrer & wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Dogmatik und Liturgiewissenschaft): „Ich habe gerade den Vortrag Rationale Männer, emotionale Frauen. Zur verhängnisvollen Beziehung von Vernunft und Gefühl angehört. Der Titel klang offenbar sehr klischeehaft und ich war gespannt, wie dieser vermeintliche Gegensatz aufgelöst wird. Im Vortrag ging es sehr stark um das Klischeehafte zu Männern und Frauen, das sich in aktuellen Ansätzen immer noch hält und es wurde appelliert, Geschlechter-Stereotype aufzulösen.“
Nicht nur Mitglieder der Theologischen Fakultät kamen zu den Vorträgen, auch Studierende anderer Fakultäten hatten sich auf den Weg gemacht. Eine Gruppe von Politik- und Wirtschaftsstudierenden war von der politisch-theologischen Perspektive auf Religion und Queerness angetan:
Julia (VWL, 4. Semester): „Wir haben gerade den Vortrag G*tt! Wie queer ist das denn? besucht. Mir ist ein Zitat besonders im Kopf geblieben, nämlich ,Gott wird häufig nicht menschlich, aber trotzdem männlich gedacht‘. Außerdem habe ich noch nie von dem Konzept gehört, Gott zu ,queeren‘ und fand es spannend, dass die Referentin ,queeren‘ als etwas definiert hat, was Gewohnheiten bricht und irritiert.“
Unter dem Publikum waren auch einige Studienanfänger*innen, die beim Dies Academicus die Möglichkeit hatten, einen Einblick in interdisziplinäre und wissenschaftliche Theologie zu erhaschen:
Anonym: „Das ist meine erste Berührung mit einer Art Vorlesung bzw. Workshop. Ich werde im September mein Theologiestudium in Basel anfangen und habe die Vorträge heute sehr genossen.“
Clemens Hermann Wagner
Clemens Hermann Wagner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Dogmatik der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg. Im Rahmen seiner Dissertation beschäftigt er sich mit der Verhältnisbestimmung von zeitgenössischem Theater und systematischer Theologie.
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