Spezialisierte Theolog:innen gesucht!

Immer weniger Theolog:innen ergreifen nach ihrem Studienabschluss einen Beruf in oder im Umfeld der katholischen Kirche. Jannik Schwab stellt ein alternatives Berufsfeld vor, das mit einer Zusatzqualifikation im Studium erschlossen werden kann.

Über eine journalistische Zusatzqualifikation im (Theologie-)Studium

Vervollständigen Sie folgenden Satz: Ein:e Theolog:in wird nach dem  Berufsabschluss arbeiten als …

Bis vor wenigen Jahren war es zutreffend, diesen Satz mit den Berufen Religionslehrer:in; Priester, Pastoralreferent:in oder Dozent:in zu ergänzen – Berufe in oder im Umfeld der katholischen Kirche. Derzeit ist jedoch ein Wandel zu beobachten:

Immer mehr Theolog:innen ergreifen nach ihrem Studienabschluss einen dieser kirchennahen Berufe nicht mehr, sondern arbeiten beispielsweise in einer Unternehmensberatung, in einer Redaktion oder in einer Stiftung.

Zum einen zeigt sich dieser Wandel an den Berufswünschen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die für die Sinus-Jugendstudie 2020 Befragten nannten kirchliche Berufe wie Priester und Religionslehrer:in nicht als ihre Berufswünsche.[1] Zum anderen arbeiten immer weniger Menschen als Priester oder Pastoralreferent:in für die katholische Kirche.[2] Freilich ist darauf hinzuweisen, dass diese Abnahme auch mit dem demographischen Wandel und mit den anhaltend hohen Kirchenaustrittszahlen zu tun hat.[3]

Medienkompetente Theolog:innen als Übersetzer:innen und Brückenbauer:innen

Dass die katholische Kirche als Arbeitgeberin für viele (angehende) Theolog:innen nicht mehr attraktiv zu sein scheint, könnten die Verantwortlichen in der katholischen Kirche als Aufforderung verstehen, auf diesen Trend zu reagieren, indem sie ihren potenziellen Mitarbeitenden gute und annehmbare Arbeitsbedingungen anbieten. Ob sie dies tun, bleibt abzuwarten.

(Angehende) Theolog:innen können aber auch über neue Berufsfelder nachdenken; Spezialisierung und Qualifizierung bereits im Studium können hierfür sinnvoll sein.

Ein immer wichtiger werdendes Berufsfeld für Theolog:innen sind die Medien. Denn: Die katholische Kirche und deren Akteur:innen sind ständig in den Schlagzeilen – angesichts des Missbrauchs und dessen Vertuschung, der rasant ansteigenden Kirchenaustritte, des Personalmangels, der antiquierten Aussagen von Bischöfen.

Außerdem hat Claudia Nothelle, Professorin für Fernsehjournalismus, zufolge das Wissen über Religion in den Redaktionen von Medienhäusern massiv abgenommen. „Da wird, so ist zu lesen, eine Messe in der Synagoge gefeiert oder am Karfreitag der Kreuzweg im Kolosseum aufgeführt – vom Papst. Kaum jemand weiß noch, was einen Diakon von einem Priester unterscheidet oder einen Weihbischof von einem Kardinal.“[4] Darum können Theolog:innen, die sich auch mit Medien auskennen, zu „Übersetzer:innen und Brückenbauer:innen“[5] werden. Gemeint ist damit, zu vermitteln zwischen Menschen, die in kirchlichen Themen kundig sind, und denjenigen, die keinen Bezug zur Kirche und zu ihren Themen haben.

Die studienbegleitende Journalismus-Ausbildung am ifp

Eine Möglichkeit, fit zu werden im Umgang mit Medien, ist die studienbegleitende journalistische Ausbildung am Institut für Publizistischen Nachwuchs (ifp), eine Journalistenschule in einem alten Kapuzinerkloster in München, die von der Deutschen Bischofskonferenz finanziert und getragen wird.

Studierende, die ein Stipendium erhalten haben und in verschiedenen Städten in Deutschland diverse Fächer studieren, kommen in den Semesterferien für fünftägige Spezialmodule wie Magazin-Geschichte, Radio, Live-Berichten und Podcast nach München. Die Module werden von journalistischen Expert:innen vorbereitet und geleitet, die ihr Wissen direkt aus den Redaktionen mitbringen. Die Stipenditat:innen wählen frei, welche Module sie absolvieren möchten. Zudem bestreiten sie im In- und Ausland diverse Praktika und treffen sich pro Jahrgang zu einem Besinnungswochenende. Virulente Themen der katholischen Kirche bearbeiten die Stipendiat:innen zusätzlich zum aufgerufenen Programm in Spezialseminaren beispielsweise zu Themen wie ,Missbrauch in der katholischen Kirche‘.

Der Bewerbungszeitraum läuft noch bis zum 20. September.

Die Studentin Leili Bagheri (21), die im vergangenen Jahr ihre Ausbildung als Stipendiatin am ifp begann, hat folgende Erfahrungen am ifp gemacht: „Ich habe mich für eine studienbegleitende Journalismusausbildung entschieden, damit ich an der Uni meinen fachlichen Interessen nachgehen kann und zur gleichen Zeit eine fundierte journalistische Ausbildung erhalte“, sagt sie in einer Pressemitteilung der Schule. „Mir ist die objektive Vermittlung von Informationen sehr wichtig. Und dafür ist das ifp für mich das perfekte Lernumfeld und steht für einen wertebasierten Journalismus und eine tolle Gemeinschaft ohne Konkurrenzkampf.“ Wer sich wie Leili Bagheri für Menschen und ihre Geschichten begeistert und mit seiner Arbeit etwas bewegen möchte, ist bei der Katholischen Journalistenschule ifp richtig. Im Frühjahr 2024 startet ein neuer Jahrgang in die studienbegleitende Journalismusausbildung. Der Bewerbungszeitraum läuft noch bis zum 20. September 2023.

[1] Vgl. Calmbach, Marc u. a. (Hrsg.), SINUS-Jugendstudie 2020, Lebenswelten von Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren in Deutschland, Bonn 2020, S. 236.

[2] Vgl. Deutsche Bischofskonferenz, Kirchliche Statistik, online verfügbar unter: https://www.dbk.de/kirche-in-zahlen/kirchliche-statistik/, zuletzt geprüft am 11.09.2023.

[3] Vgl. Gutmann, David / Peters, Fabian, #projektion2060, Die Freiburger Studie zu Kirchenmit-

gliedschaft und Kirchensteuer, Analysen – Chancen – Visionen, Neukirchen-Vluyn 2021, S. 97.

[4] Nothelle, Claudia, Die Extrameile – Journalismus in der katholischen Kirche, in: Gunter Geiger (Hrsg.), Katholische politische Bildung? Ein Aufruf zur Diskussion, Opladen u. a. 2023, S. 61-69, S. 64.

[5] Nothelle, Claudia, Die Extrameile – Journalismus in der katholischen Kirche, in: Gunter Geiger (Hrsg.), Katholische politische Bildung? Ein Aufruf zur Diskussion, Opladen u. a. 2023, S. 61-69, S. 65.

Jannik Schwab

Jannik Schwab promoviert derzeit an der Theologischen Fakultät Freiburg. Er studierte katholische Theologie, Geschichte und Pädagogik und absolviert im Jahrgang der Stipendiat:innen 2022 an der katholischen Journalistenschule ifp in München eine dreijährige studienbegleitende Journalismusausbildung. Seit 2018 arbeitet er am Lehrstuhl für Christliche Gesellschaftslehre in Freiburg und ist Redakteur des Blogs ,zwoelf57'.

Neugierig geworden?
Lesen Sie weitere Texte der Autorin / des Autors:

Diskutieren Sie mit uns!

Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten durch diese Website einverstanden. Hier geht es zur Datenschutzerklärung.