Gipfeltreffen der Theologie: Diskussionen zum assistierten Suizid

„Ist assistierter Suizid aus (christlich -) ethischer Perspektive eine legitime individuelle Entscheidung? Wie sähe eine Gesellschaft mit legalem assistiertem Suizid aus?“ Diese und weitere Fragen diskutierten 115 Schüler*innen der Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg und mehr als 20 Theologiestudierende auf dem Gipfeltreffen der Theologie. Wir waren dabei und haben unterschiedliche Stimmen eingefangen...

Zum Format des Gipfeltreffens

Das „Gipfeltreffen“ ist ein theologischer Studientag für Abiturient*innen, der jährlich in der katholischen Akademie stattfindet. Die Schüler*innen der Stiftungsschulen werden in ihren Religions-Leistungskursen auf das Thema des Gipfeltreffens vorbereitet. Auf dem Gipfeltreffen selbst hören sie dann Fachvorträge aus unterschiedlichen Perspektiven und können in der Diskussion ihre eigene Meinung vertreten. Unterstützen sollen dabei Workshops, die von Theologiestudierenden gestaltet werden. Die wissenschaftlichen Fachvorträge hielten in diesem Jahr Dr. Christian Repp (Palliativmedizin, Uniklinik Freiburg), StR Dr. Lukas Schmitt (Christliche Gesellschaftslehre, Uni Freiburg) und Dr. Verena Wetzstein M. Sc. (Studienleiterin an der Katholischen Akademie, Freiburg). Die Veranstaltung in der Katholischen Akademie drehte sich rund um das Thema „Selbstbestimmtes Sterben“.

Die statistischen Erhebungen aus der Praxis überraschten die befragten Schüler*innen:

„Ich fand es sehr interessant, dass gar nicht so viele Palliativpatient*innen Suizidhilfe in Anspruch nehmen, sondern eben einfach auch Menschen, die vielleicht eine psychische Belastung haben.“ (Schülerin des St. Dominikus Gymnasiums Karlsruhe, 17 Jahre)

Mich überraschte „wie viele am Anfang den Wunsch zu assistiertem Suizid hatten und dann als [alternative] Möglichkeiten aufgezeigt wurden, doch nochmal Lebenswillen zeigten. Ich dachte, dass bereits mehr über die Möglichkeiten der Palliativhilfe aufgeklärt wird.“ (Schülerin des Grummelshausen Gymnasiums Offenburg, 16 Jahre)

Die Referent*innen freuten sich über das Engagement der Schüler*innen:

„Ich war positiv überrascht, wie viele sich doch eingebracht haben und dass mehrere den Mut hatten, dagegenzuhalten, einen eigenen Standpunkt zu vertreten und uns hier auf dem Podium auch gefordert haben. Das fand ich gut.“ (Dr. Christian Repp, Palliativmedizin, Uniklinik Freiburg)

„Es ist immer wieder schön zu erleben, wie intensiv sich die Schülerinnen und Schüler beim Gipfeltreffen auf die Auseinandersetzung mit theologischen Fragen einlassen.“ (StR Dr. Lukas Schmitt, Christliche Gesellschaftslehre, Uni Freiburg)

Bei diesem Veranstaltungsformat trafen theologische Begründungen auf gesellschaftliche Ansätze. Vielfach betont wurde, wie wichtig die Perspektive der Praxis bei diesem Thema sei. Der Mehrwert der Theologie blieb umstritten:

„Ich finde es unglaublich wichtig, und das machen wir manchmal zu wenig, wenn wir aus unterschiedlichen Positionen politisch, theologisch, moralisch gucken, was wir mit diesem Thema machen. Wir werfen zu schnell unsere eigene Position in die Diskussion, ohne vorher hinzuhören, was passiert denn da in der Praxis, was sind tatsächlich Bedürfnisse der Menschen, die in der Situation sind und Erfahrungen der Menschen, die sich um sie kümmern.“ (Julia Snyder, Religionslehrerin des Kolleg St. Blasien)

„Was ist also der Mehrwert der Religiosität in dieser Diskussion und wie hängt das mit der Position des ethischen Kontexts zusammen. Ist eine religiöse Begründung automatisch immer defizitär?“ (Daniel Gaschick, Religionslehrer des St. Landolin Gymnasiums Ettenheim)

„In heutigen Zeiten ist es oft herausfordernd eine differenzierte Position aus christlicher Perspektive hörbar zu machen.“ (StR Dr. Lukas Schmitt, Christliche Gesellschaftslehre, Uni Freiburg)

„Ich bin da einfach Praktiker. Diese theologischen Hintergründe geben mir nicht so viel. Ich find‘s eher spannend zu erfahren, was einzelne Menschen darüber denken, also die gesellschaftliche Perspektive.“ (Dr. Christian Repp, Palliativmedizin, Uniklinik Freiburg)

Vera Fath

Vera Fath studiert Theologie im Magister und Psychologie im Bachelor an der Albert-Ludwigs- Universität Freiburg.

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