Mein Thema und ich – Franziska Lauer

Franziska Lauer aus Bretten hat katholische Theologie und Germanistik an der Freiburger Theologischen Fakultät studiert. Für den Blog hat die Referendarin neun Fragen über ihre Masterarbeit beantwortet.

  1. Wie hat das Thema Dich gefunden?

Die Jugendarbeit, im Speziellen die Ministrant:innenarbeit, hat mich bereits seit meiner Jugend stark geprägt.

Noch heute empfinde ich die Zeit in der Ministrant:innengemeinschaft als eine der besten meines Lebens.

Daher habe ich mich bereits in meiner Bachelorarbeit unter dem Titel „Ministrantenarbeit und Ministrantengemeinschaft – heute nicht mehr als ein „Spiel-und-Spaß-Verein“?“ in Form einer empirischen Untersuchung mit der Ministrant:innengemeinschaft meiner Heimatgemeinde auseinandergesetzt. Am Ende meines Masterstudiums wollte ich erneut eine Forschungsarbeit in diesem thematischen Feld schreiben, da während der ersten empirischen Forschung Fragen offengeblieben sind, deren weitergehende Untersuchung mir lohnenswert erschien. Aus diesem Grund setzte ich mich mit den Verantwortlichen der Fach- und Servicestelle der Erzdiözese Freiburg in Verbindung. Dadurch stieß ich auf den Ministrant:innenverband der Erzdiözese Freiburg, welcher sich in der Endphase seiner Gründung befand. Eines seiner Hauptziele bestand und besteht weiterhin darin, den Ministrant:innen der Erzdiözese Freiburg einen Zugang zur Partizipation an Prozessen, Macht und Verantwortung der Kirche zu ermöglichen. Dieses Prinzip wollte ich in meiner Arbeit unter dem Titel „Von der Teilhabe zur Partizipation – Aktuelle Chancen in der Ministrant:innenpastoral“ genauer untersuchen.

  1. Was findest Du daran so faszinierend?

Als ich mich mit der Thematik näher auseinandergesetzt habe, wurde mir erst bewusst, wie wenig Möglichkeiten zur Partizipation für Lai:innen in der katholischen Kirche bestehen. Aus der Perspektive einer aktiven Ministrantin war ich es gewohnt, dass ich als Leiterin das Gemeindeleben mitbestimmen und Entscheidungen treffen durfte.

Die Ministrant:innen stellen meines Erachtens eine der wichtigsten Gruppen in einer Gemeinde dar. Sie tragen gewissermaßen in vielen Gemeinden fast die gesamte Jugendarbeit. Leider wurde in der Umfrage deutlich, dass sie für ihre großartige Arbeit oftmals keine bzw. nicht genug Anerkennung erhalten und teilweise sogar Gegenwind erfahren.

Aber: Kirche lebt von und durch die Jugend. Daher gilt es, die Ministrant:innen in den Bereichen jenseits des Altars zu fördern und zur echten Partizipation zu befähigen.

  1. In welchem Fach konntest du mit dem Thema andocken?

Ich habe meine Arbeit am Lehrstuhl Christliche Gesellschaftslehre geschrieben. Doch in meiner Arbeit begegneten mir viele weitere Zweige der Theologie, unter anderem das Kirchenrecht (CIC), die Kirchengeschichte (Geschichte der Ministrant:innen), die Dogmatik (Dogmen und päpstliche Schreiben etc.) sowie die Pastoraltheologie. Über die Theologie hinaus dockt das Thema der Partizipation auch an die Fächer der Pädagogik und der Soziologie an.

  1. Welche wertvollen Entdeckungen hast du beim Schreiben gemacht?

Quelle: Franziska Lauer

Es klingt trivial, aber für mich persönlich lag eine der spannendsten Entdeckungen darin, dass Partizipation nicht gleich Partizipation ist. Es gibt unterschiedliche Formen von Partizipation und sie wird in verschiedenen wissenschaftlichen Fachbereichen in unterschiedlichsten Modellen und Theorien beschrieben.

Daneben stellten die Ergebnisse der empirischen Untersuchung für mich eine wertvolle sowie spannende Entdeckung dar. Sehr viele Teilnehmende nahmen sich Zeit, um über die aktuelle Lage in ihren Gemeinden, Seelsorgeeinheiten und Dekanaten zu berichten. Dies zu lesen, stellt für mich bis heute einen sehr wertvollen Erkenntnisgewinn dar.

  1. Was hat Dir geholfen, durchzuhalten und mit der Arbeit fertigzuwerden?

Besonders hilfreich und wichtig war der Kontakt zum Ministrant:innenverband und seinen Verantwortlichen während der gesamten Zeit sowie darüber hinaus zu meiner betreuenden Professorin. Als Fragen während des Schreibprozesses aufkamen, konnte ich mich an die sehr kompetenten Verantwortlichen wenden, die mir mit hilfreichen Antworten schnell zur Seite standen. Gleiches gilt für meine betreuende Professorin, die ebenfalls zu jeder Zeit eine wertvolle Ansprechpartnerin für mich war.

  1. Was wird die Leserinnen und Leser vermutlich überraschen?

Vermutlich könnten die Ergebnisse der Umfrage die Leser:innen der Arbeit überraschen. Da Ministrant:innen aus der gesamten Erzdiözese Freiburg daran teilgenommen haben, zeigen die Ergebnisse ein bedeutsames Meinungsbild auf.

  1. Mit wem würdest Du Dich gerne mal über Deine Arbeit austauschen – und warum?

Ich würde mich gerne mit Herrn Erzbischof Stefan Burger über das Thema meiner Arbeit, die aktuellen Chancen in der Ministrant:innenpastoral, austauschen. Leider sind nach Beendigung meiner Arbeit ein paar Fragen offengeblieben. Auch finde ich, dass die Arbeit insofern zu kurz greift, als eine kirchliche Stellungnahme nicht eingeholt wurde.

  1. Wo könnten Deine Erkenntnisse weiterhelfen – und was würde sich damit ändern?

Ich hoffe, dass ich durch meine empirische Untersuchung dazu beitragen konnte, dass der Ministrant:innenverband an Bekanntheit in der eigenen Erzdiözese gewinnen und Strukturen und Abläufe des Verbands in der Arbeit verständlich dargelegt werden konnten.

Gleichzeitig hoffe ich darauf, dass durch die Masterarbeit ein Stück weit aufgezeigt werden konnte, wie großartig die Arbeit der Verantwortlichen des Ministrant:innenverbands der Erzdiözese Freiburg ist.

Die Verantwortlichen haben sich über Jahre hinweg mit dem Projekt befasst und viel Mühe und Zeit investiert, um den Ministrant:innen in der gesamten Erzdiözese Freiburg unter anderem eine Möglichkeit zur echten Partizipation im Sinne der Mitbestimmung zu schaffen. Trotz der Schwierigkeiten, die in der Masterarbeit beschrieben werden, konnte der Ministrant:innenverband gegründet werden und wird, so hoffe ich sehr, die bisher theoretisch beschriebenen Chancen praktisch umsetzen können. Hiervon würde die Ministrant:innenpastoral auf lange Sicht profitieren.

  1. Die Arbeit in sieben Hauptsätzen.

Die Masterarbeit „Von der Teilhabe zur Mitbestimmung – Aktuelle Chancen in der Ministrant:innenpastoral“ setzt sich mit der Frage auseinander, ob und inwiefern die Gründung des Ministrant:innenverbands und die damit einhergehenden verbandlichen Strukturen in den Ministrant:innengemeinschaften die Partizipation in der Ministrant:innenpastoral tatsächlich fördern.

Zur Beantwortung dieser Frage wurde neben der theoretischen Grundlagenforschung auch eine empirische Untersuchung durchgeführt. Dadurch konnten die teilnehmenden Ministrant.innen partizipativ an der Forschung zum aktuellen Thema der verbandlichen Strukturen mitwirken und schlussendlich das Ergebnis mit beeinflussen.

Auch wenn diese Arbeit und die darin aufgezeigten Ergebnisse gewissen Grenzen unterliegen, lässt sich letztlich dennoch sagen, dass echte Partizipation besonders in der Ministrant:innenpastoral gefördert werden muss und durch eine verbandliche Strukturierung auch gefördert werden kann. Besonders in der aktuellen Situation, in der sich die katholische Kirche befindet, ist es mehr denn je wichtig, dass Kinder und Jugendliche als Expert:innen ihrer Lebenswelt ernstgenommen werden, denn nur dann kann der Evangelisierungsauftrag verwirklicht sowie die Zukunft der Kirche gemeinsam gestaltet werden.

Franziska Lauer

Franziska Lauer hat von 2015-2022 katholische Theologie und Germanistik auf Lehramt an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg studiert. Seit 2023 ist ist Studienreferendarin am Edith-Stein-Gymnasium in Bretten und unterrichtet dort Deutsch und kath. Religion.

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