Ein Urgestein verlässt den Verbund

Über vier Jahrzehnte war Gerhard Sonnenwald als Bibliothekar an der Uni Freiburg aktiv, die meisten Jahre davon in der Theologischen Fakultätsbibliothek. Hier hatte er stets ein offenes Ohr für planlose Literatursuchende, den richtigen Schlüssel für die zeitschriftbefüllten Kellerräume und war ein gern gesehener Gesprächspartner mitten im Verbundsgeschehen. Nach 46 Jahren wechselt er nun wohlverdient vom Bücherbestand in den Ruhestand – zumindest teilweise. Gründe genug ihm heute ein paar Fragen zu stellen.

Gerhard Sonnenwald vor blauem Himmel
  1. Bücher sind für mich…

sehr viel mehr als nur Mittel zum Broterwerb.

  1. Als ich damals angefangen habe zu arbeiten, hätte ich nicht gedacht…

dass ich abgesehen von einem kleinen Ortswechsel diese Fakultät erst nach über 46 Jahren verlasse werde.

  1. Mein Tag beginnt meistens mit…

ehrlich nun? Das wollen Sie echt von mir wissen? … natürlich mit dem Aufstehen!

  1. Das ungeschriebene Motto meiner Arbeit war…

Verlässlichkeit, Genauigkeit bei Buchbearbeitung, Hilfsbereitschaft gegenüber allen und für die Nutzer da zu sein.

  1. Wenn ich jetzt im offiziellen Ruhestand wieder zur Arbeit gehe, dann…

freue ich mich altbekannte Gesichter wieder zu treffen, auch wenn ich die Antworten unter Frage 4 jetzt sehr vernachlässigen werde, denn ich habe einen eingeschränkten Aufgabenbereich, an den ich mich auch halten werde. Also sollten Sie mich wieder durch die Gänge huschen sehen „… so don’t be afraid … it’s really me“

  1. An der Theologie wundert mich bis heute…

denken Sie jetzt an die Wissenschaft von Gott, auch in den verschiedenen Religionen? Oder, da ich ja in der Fakultätsbibliothek Theologie gearbeitet habe, an die Katholische Kirche? Von Letzterem ausgehend steht mir eigentlich als Protestant kein Urteil zu … aber mich wundert trotzdem das starre Festhalten an diesem Patriarchat und somit an einer Zweiklassengesellschaft.

  1. Ein besonderer Ort in Freiburg ist für mich…

der Moosweiher!

  1. Und der schönste Ort im Verbund ist für mich…

diesen Ort gibt es schon lange nicht mehr. Trotz aller Unzulänglichkeiten und Beengtheit war es das alte zentral gelegene Bibliothekszimmer und davor der Zettelkatalog, das Kommunikationszentrum der Bibliothek. Hier trafen sich alle und kamen ins Gespräch.

  1. An der Uni bringt es mir nichts, aber ich kann richtig gut…

tief in fremde Welten eintauchen.

  1. Wenn ich eine historische Persönlichkeit auf ein Glas Wein treffen könnte, dann wäre das…

Habe lange darüber nachgedacht und bin zu der überraschenden Antwort Jesus gekommen. Warum? Ich würde ihn gerne fragen, wie er dazu steht was ein großer Teil der Menschheit in nahezu zwei Jahrtausenden aus seiner irdischen Hinterlassenschaft gemacht hat. Würde es bei seiner Wiederkehr erneut zu einer Tempelreinigung kommen oder würde er sagen „alles prima, habt ihr gut gemacht“.

  1. Ich habe in letzter Zeit vom Leben gelernt:

genieße jeden einzelnen Tag, mache nicht so viele Termine und Pläne, du weißt nicht was die Zukunft bringt, lebe im Jetzt … aber richtig.

Gerhard Sonnenwald vor blauem Himmel

Gerhard Sonnenwald

Gerhard Sonnenwald war über Jahrzehnte als Bibliothekar in der Theologischen Fakultätsbibliothek aktiv. Nun ist er im Ruhestand.

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